Entscheidungsprozesse im Gegenstrom

Lerneinheit 2

Entscheidungsprozesse im Gegenstrom

Für die Weiterentwicklung von Studium und Lehre sind klare Entscheidungsprozesse unerlässlich. Es bedarf transparenter Strukturen und Prozesse, die die Verantwortlichkeiten auf den unterschiedlichen Ebenen der Hochschule berücksichtigen und Akzeptanz für die Strategie schaffen. Top-down- und Bottom-up-Prozesse müssen daher in Form des Gegenstromprinzips miteinander verzahnt werden.

Entscheidungsprozesse im Gegenstrom

Wie in Lerneinheit 1 aufgezeigt, ist ein Leitbild bzw. ein Narrativ Grundlage für die strategische Auseinandersetzung mit der Digitalisierung. Die Strategie sollte als Rahmen dienen, um einerseits hochschulweite Strukturentscheidungen zu treffen und zugleich Fachbereichen bzw. Fakultäten zu ermöglichen, eigene fachbereichsspezifische strategische Ziele daraus abzuleiten. Deutsche Hochschulen sind jedoch auch unvollständige Organisationen, in denen das obere und mittlere Hochschulmanagement nur begrenzte Steuerungsmöglichkeiten hat.

Daher muss eine Strategie nicht nur strategische Ziele formulieren, sondern sich mit den Entscheidungsprozessen auseinandersetzen: Welche Akteure müssen in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden? Wo liegen welche Verantwortlichkeiten und Rollen?

Im Video erläutert Prof. Dr. Barbara Getto (PH Zürich) die Bedeutung von Entscheidungsprozessen im Kontext von Digitalisierungsstrategien. Dabei geht sie auf folgende Themen ein:

  • Veränderung von Akteurskonstellationen und Verantwortlichkeiten
  • IT-Governance als (neue) Führungsaufgabe
  • Gestaltung von Veränderungsprozessen an Hochschulen
  • Rolle der Fakultäten, Lehrenden und Studierenden
  • Entscheidungsprozesse in Zeiten von Corona

Wie funktioniert das Gegenstromprinzip?

Die übergeordnete Verantwortung für die strategische Weiterentwicklung der Lehre liegt beim Präsidium bzw. Rektorat. Dieses muss geschlossen hinter der grundlegenden Ausrichtung der Hochschule stehen. Vielen Hochschulen hilft es in der strategischen Weiterentwicklung der Lehre, wenn ein Mitglied der Hochschulleitung für das Thema steht und dieses seitens der Hochschulleitung federführend verantwortet, beispielsweise ein/eine Vizepräsident:in für Digitalisierung. Für die Ausgestaltung der Strategie sind wiederum die Fachbereiche bzw. Fakultäten verantwortlich. Die unterschiedlichen Bedarfe der Fachbereiche sollten zudem bereits bei der Strategieentwicklung Berücksichtigung finden. Für diese Verzahnung von Top-down- und Bottom-up-Prozessen gilt es passende Strukturen, Formate und Verantwortlichkeiten zu finden, um ein Entscheidungsvakuum zu verhindern und die Strategie nachhaltig abzusichern. Das können z. B. Strategiekreise und Arbeitsgruppen oder formale Gremien sein.

Kursaufgaben

Reflektieren Sie mithilfe des Videos ausgewählte Praxisfragen und machen sich im Workbook dazu Notizen.

Lerncommunity

Tauschen Sie sich mit anderen Teilnehmenden zu den Themen dieser Lerneinheit aus.

Vortrag: Prof. Dr. Wilfried Müller: Zur „Organisationswerdung“ der Universität. https://youtu.be/EEIgf2jVE3c

Henke, J.; Richter, N.; Schneider, S.; Seidel, S. (2019): Disruption oder Evolution? Systemische Rahmenbedingungen der Digitalisierung in der Hochschulbildung, HoF‐Arbeitsbericht 109. https://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/ab_109.pdf

Kerres, M. & Getto, B. (2017) Akteurinnen / Akteure der Digitalisierung im Hochschulsystem, in Zeitschrift für Hochschulentwicklung, Jhg. 12, Nr. 1. https://zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/973

Müller, W. (2016) Vom „Durchwurschteln“ zur kontinuierlichen Verbesserung? – Akteurskonstellationen deutscher Universitäten bei Innovationsprozessen von Lehre und Studium. In: Brahm et al: Pädagogische Hochschulentwicklung – Von der Programmatik zur Implementierung, Springer: Wiesbaden.

Busse, B. (2022) Willkommen in der Arena. Formate und Haltung für die strategische Fitness und zur resonanten Ko-Kreation in Universitäten, in OrganisationsEntwicklung, 01/2022, 17–25.

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